Vovinam – Việt Võ Đạo – Der Sport

Vovinam Việt Võ Đạo (oft nur: Vovinam) ist eine Kampfkunst/-sport, der Anfang des 20. Jahrhunderts in Vietnam von Gründermeister Nguyễn Lộc entwickelt wurde. Der Begriff “Việt Võ Đạo” enthält drei Elemente: “Việt” steht für das Land Vietnam, “Võ” für die Kampfkunst, die Faust und “Đạo” für den Weg. Vovinam ist vor allem gekennzeichnet durch seine tiefen Stellungen. Es enthält Hand- und Ellenbogentechniken, Fußkicks, Fußfeger, Würfe und Hebeltechniken. Trainiert werden Angriffs- und Abwehrtechniken, Befreiungstechniken, Fusstechniken, festgelegte Formen (Quyen, Song luyen), Freikampf mit Leichtkontakt und der traditionelle Ringkampf.

Der Vovinam-Kämpfer setzt selten Kraft gegen Kraft ein, sondern nimmt die Kraft des Gegners auf und leitet sie um. Er weicht aus, um den Gegner herum oder zur Seite, um dann schnell zu kontern. Dazu gehört auch, den Gegner zu täuschen bzw. ihn ins Leere laufen zu lassen.

Abwehr und Gegenangriff erfolgen gleichzeitig. Die Techniken sind effektiv, eignen sich gut für kleiner gewachsene Menschen, müssen aber im Training mit Vorsicht geübt werden, um den Partner nicht zu verletzen. Es gibt weiche, fließende Bewegungen im Wechsel mit Härte, das Ausweichen ebenso wie das harte Hineingehen in den Gegner. Vorbild ist der Bambus: Er ist biegsam und hart zugleich.

Eine Besonderheit des Vovinam sind die angesprungenen Beintechniken (Đòn Chân – s. Bildergalerie). Diese richten sich in der einfachsten Variante gegen Bein und Knie des Gegners, andere werden in Hüfthöhe, in Höhe des Oberkörpers oder gegen Kopf bzw. Hals des Gegners eingesetzt.

Fortgeschrittene lernen im Vovinam den Umgang mit Waffen. Hier verwendet man die traditionellen Waffen der asiatischen Kampfkünste, u. a. Langstock, Kurzstock, Schwert, Säbel, Hellebarde, zwei Messer oder ein Fächer. Außerdem kann jeder beliebige Gegenstand zur Waffe werden – ein Lineal, ein Regenschirm oder für Frauen die Handtasche.

Die Ausbildung basiert auf dem System der drei Schritte, d. h. jede Angriffs- bzw. Abwehrtechnik wird in drei Formen geübt: einmal als Übung mit dem Trainingspartner, zum zweiten eingebaut in eine Quyền (Form / Kata) und als drittes als Bestandteil einer langen Partnerübung (Song Luyện). Auf diese Art wird jede Bewegung möglichst oft wiederholt.

Zugleich enthält die Ausbildung des Vovinam auch einen sozialen und philosophischen Hintergrund, so wie es in dem Wort “Đạo” bereits enthalten ist. Dazu gehören die zehn Prinzipien des Việt Võ Đạo, d. h. bestimmte für das Leben in der Gemeinschaft nützliche Verhaltensweisen, die ein Việt Võ Đạo-Schüler verinnerlichen soll: Mut, Energie und Selbstbeherrschung, Disziplin und Selbstdisziplin, der Willen zum Sieg und damit auch Selbstüberwindung, Fairness und Toleranz, sich in die Gemeinschaft einfügen, aber ebenso Verantwortung übernehmen.

Gemäß dem Motto “Eine harte Hand, ein gütiges Herz” dient Vovinam nur der Selbstverteidigung, aggressive Schläger werden im Training nicht geduldet. So hilft das Training, ein sinnvolles Leben zu führen.

Vovinam ist nicht nur für Männer, sondern ebenso für Frauen und Kinder geeignet. Es ist eine wirksame und praxisnahe Selbstverteidigungstechnik für den Notfall.

Quelle: Vovinam-Bayern